Skip to content

Warum alle Museen freien Zugang zu ihren ihre Sammlungen gewähren sollten: Die Werte hinter der Meta-Suche

by Katjana Berndt on

Museen bewahren das gemeinsame kulturelle Erbe der Menschheit in ihren Sammlungen. Jeder Mensch sollte unabhängig von seinem Wohnort, seinem Einkommen oder seiner ethnischen oder rassischen Identität das Recht haben, auf die darin enthaltenen Geschichten zuzugreifen. Zu lange haben Museen den Zugang zu kulturellem Erbe streng kontrolliert. Es ist daher an der Zeit, die Museumssammlungen zu öffnen.

Open Access ist eine sektorenübergreifende Bewegung, die sich dafür einsetzt, digitale Informationen online kostenlos und ohne Einschränkungen durch Lizenzen oder Urheberrechte zugänglich zu machen. Für Museen und Kultureinrichtungen ist Open Access ein breit gefasster Begriff. Art und Umfang der verfügbaren Informationen sowie die Rechte zur Nutzung von Materialien variieren je nach Institution. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Vorteile von Museen, die frei zugängliche Sammlungen erstellen - indem sie direkten und kostenlosen Zugang zu Sammlungen online gewähren. Open-Access ist ein wichtiges Werkzeug für Museen, um ihre Sammlungen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr Engagement für den Zugang zum kulturellen Erbe zu demonstrieren. Hier erfährst du warum.

Warum Museen Open-Access-Sammlungen anlegen sollten

Offen zugängliche Sammlungen bringen mehr Transparenz in den Kulturerbesektor, verringern Informationssilos und ermöglichen es Forscher*innen, in Sekundenschnelle geprüfte Informationen zu Sammlungen zu finden. Schauen wir uns einige der Gründe näher an, aus denen Museen heute unbegrenzten Online-Zugang zu ihren Sammlungen anbieten sollten.

Open Access Sammlungen dienen dem Museumspublikum

Die Menschen, die das kulturelle Erbe schätzen und mit ihm interagieren - von Akademiker*innen bis hin zu neugierigen Kindern - stehen im Mittelpunkt des Auftrags eines jeden Museums. Mit frei zugänglichen Sammlungen erreichen Museen vielfältigere Nutzergruppen und machen ihre Sammlungen für ihren Zweck fit.

Sammlungen für ein breites und vielfältiges Publikum zugänglich machen

Frei zugängliche Sammlungen machen das Kulturerbe - und das Wissen darüber - für mehr Menschen zugänglich. Nicht jeder kann ein Museum besuchen. Mehr als 3,4 Milliarden Menschen haben Zugang zum Internet - das können Museen nutzen, um virtuelle Interaktionen mit Sammlungen außerhalb der traditionellen Ausstellungsräume anzubieten. Ob aus Kostengründen oder aus Gründen der Mobilität, die Online-Veröffentlichung von Sammlungen verbindet Museen mit Menschen, die nicht reisen können, um die Sammlungen vor Ort zu sehen. 

Sammlungen können der ganzen Welt zugänglich gemacht werden und ein Publikum ansprechen, das über die Website der Institution hinausgeht. Durch Open Access können Sammlungen auch mit externen Datenbanken verbunden werden. Organisationen mit frei zugänglichen Sammlungen können ihre Informationen auf gemeinsam genutzten digitalen Plattformen wie Europeana, Wikimedia Commons und den Internet Archives veröffentlichen, um ihre globale Reichweite zu erhöhen. Internationale Suchwerkzeuge ermöglichen es den Nutzer*innen, tief in die reichhaltigsten Museumssammlungen der Welt einzutauchen und Institutionen zu finden, die ihnen neu sind.

Über Jahrhunderte hinweg haben die europäischen Kolonisatoren durch Gewalt und Diebstahl Objekte angehäuft, die für andere Kulturen wertvoll waren. Die Konzentration von Artefakten in dominanten "Kulturzentren" - städtischen Gebieten in Europa und Nordamerika - führte zu einer ungerechten Verteilung von Kulturgütern. Viele Menschen haben keinen Zugang mehr zu wichtigen Gegenständen aus ihrem eigenen kulturellen Erbe. Ein digitaler Ersatz kommt zwar nicht einer Rückführung gleich, doch ermöglichen frei zugängliche Sammlungen es den Menschen, die aus ihren Gemeinschaften gestohlenen Gegenstände zu erleben - manche davon zum ersten Mal.

Publikumsbeteiligung aktivieren

Senk die Zugangsbarrieren zur Kultur und erhöhe die Beteiligung des Publikums, indem du es dort abholst, wo es sich aufhält. Durch digitalen Zugang zu Sammlungen werden diese in die Hände der Öffentlichkeit gelegt. Durch Verzicht auf Rechte und Lizenzierung wird die kreative Wiederverwendung der darin enthaltenen Materialien gefördert. Sammlungen können als Instrument für mehr Engagement zum Einsatz kommen. Sammlungen können zu  interaktiven Plattformen werden, auf denen Nutzer*innen Rückmeldungen und Anregungen hinterlassen können. Öffentliche und partizipative Online-Sammlungen laden das Publikum dazu ein, mehr über ihr kulturelles Erbe zu erfahren und sich als Teil ihres Erbes zu fühlen.

Werkzeuge und Ressourcen für die Wissenschaft bereitstellen 

Die gemeinsame Nutzung offener Daten unterstützt die Schaffung neuen Wissens durch Bildung und akademische Forschung. Wissenschaftler*innen tragen bereits enorme Kosten für die Vorbereitung von Veröffentlichungen. Sie müssen darauf achten, ihre Zeit und ihre Ressourcen zu priorisieren. Wenn sie Informationen nicht schnell finden können - oder dafür bezahlen müssen -, nutzen sie sie vielleicht nicht. Open-Access-Sammlungen bringen Forscher*innen mit den notwendigen Quellen zusammen, so dass sie ihre Energie darauf verwenden können, einzigartige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Die Vorteile von frei zugänglichen Sammlungen innerhalb der Organisation spüren

Museen arbeiten oft mit knappen Ressourcen, die nicht für ineffiziente Tätigkeiten verschwendet werden sollten. Open-Access-Sammlungen können dafür genutzt werden, das vorhandene Personal, die Zeit und die Finanzen optimal einzusetzen oder neue Möglichkeiten zu erschließen.

Umständliche Prozesse und unnötige Aufgaben abschaffen

Mit dem richtigen Tool sparen Mitarbeiter*innen Zeit und können ihre Arbeit leichter umsetzen. Zudem können die erfassten Informationen zur Sammlung einfacher aktuell gehalten werden. Auch Beziehung zu Wissenschaftler*innen und Forscher*innen lassen sich aufbauen und Ressourcen von der Beantwortung von Informationsanfragen auf andere Stellen verlagern. Bei frei zugänglichen Sammlungen können die Nutzer*innen Bilder oder Informationen selbst nachschlagen. Open-Access-Sammlungen erhöhen die Genauigkeit der Informationen, bringen Gleichgesinnte zusammen und sparen Zeit.

Wichtige Förderungen sichern

Der offene Zugang zu einer Sammlung verschafft den beteiligten Projekten einen Wettbewerbsvorteil. Die Zahl der Geldgeber, die Open Access zu einer Voraussetzung für von ihnen finanzierte Projekte machen, steigt. Organisationen wie die Bill & Melinda Gates Foundation, die Ford Foundation und die William and Flora Hewlett Foundation erkennen Open Access als ein Instrument an, mit dem sie die Wirkung ihrer Philanthropie steigern können. Die Verknüpfung von Open-Access-Sammlungen mit Projektergebnissen erhöht die Chancen einer Organisation auf eine erfolgreiche Finanzierung.

Spannende Kooperationen einladen und erleichtern 

Die breite und freie Weitergabe von Informationen zieht neue und erfinderische Kooperationen an. Offen zugängliche Sammlungen demonstrieren den kooperativen Charakter der Organisation und bieten eine Infrastruktur für die Zusammenarbeit. Durch direkten Zugriff auf Informationen zu einer Sammlung können Materialien in Echtzeit aktualisiert und zeitaufwendige Besprechungen reduziert werden. Frei zugängliche Sammlungen erleichtern den Datenaustausch zwischen Organisationen und unterstützen die Zusammenarbeit über geografische und fachliche Grenzen hinweg.

Auf der Grundlage des freien Zugangs zu Informationen eine Marke aufbauen

Durch das Veröffentlichen von Sammlungen online kann eine Organisation ihren Ruf als vertrauenswürdige Informationsquelle sichern. Wenn Wissen frei zugänglich ist und kostenlos genutzt werden kann, greifen Menschen darauf zu und referenzieren es. Eine steigende Anzahl von Verweisen auf Sammlungen erhöht das Profil einer Organisation und erkennt die harte Arbeit an, die Museumsmitarbeiter*innen für den Aufbau, die Pflege und die Veröffentlichung von Wissen über eine Sammlung leisten. Museen mit frei zugänglichen Sammlungen haben einen positiven Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung.

Die Widerstandsfähigkeit von Organisationen stärken

Mit frei zugänglichen Sammlungen sind Organisationen besser gegen Unwägbarkeiten gewappnet. Unvorhergesehene Ereignisse wie ein Brand, ein Konflikt oder ein gesundheitlicher Notfall können die Arbeit eines Museums auf Eis legen und das Engagement des Publikums einschränken. Doch durch den uneingeschränkten Online-Zugang zu digitalen Materialien bleiben Sammlungen auch während vorübergehenden Schließungen für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen zugänglich. Unterstützende und stabile digitale Infrastrukturen stellen sicher, dass Museen auch dann ihre wesentlichen Aufgaben fortsetzen können, wenn ihre Türen und Büros für längere Zeit geschlossen sind.

Sammlungen zugunsten der Gesellschaft freigeben

Seit es Museen gibt, erfüllen diese eine soziale Funktion. Doch Museen blicken auch auf eine Vergangenheit zurück, die von Gewalt und Unterdrückung geprägt ist. Freier Zugang zu Sammlungen ist eine Möglichkeit für Museen, ihre gesellschaftliche Aufgabe weiterhin zu erfüllen und sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen.

Museumsauftrag erfüllen

Museen sind dazu da, kulturelle Informationen für heutige und künftige Generationen zu bewahren. Die Digitalisierung erhöht die Langlebigkeit von Sammlungsmaterial, indem sie es bereithält und deren Verfall verhindert. Doch die Erhaltung ist nur ein Teil der Aufgabe. Offen zugängliche Sammlungen ermöglichen es Museen, mehr Menschen zu berühren und zu unterrichten - um verschiedene Schöpfer*innen und Wissensmacher*innen mit neuen und wichtigen Ideen zu inspirieren.

Soziale Relevanz aufrechterhalten

Von der Entkolonialisierung bis zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks - von Museen wird zunehmend erwartet, dass sie die Forderungen sozialer Bewegungen erfüllen. Museen haben die Verantwortung, sich mit ihren kolonialen Wurzeln auseinanderzusetzen. Es ist an der Zeit, die Sammlungen, die von Generationen weißer Kurator*innen katalogisiert und interpretiert wurden, neu zu bewerten. Offen zugängliche Sammlungen erhöhen die Transparenz darüber, woher die Objekte stammen, und laden durch Zusammenarbeit und aktive Einbeziehung des Publikums zu vielfältigeren Perspektiven in den Museen ein.

Für Museen war es noch nie so wichtig wie heute, neue Wege zu finden, um mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Während die Flut digitaler Informationen weiter zunimmt - und die Menschen vor der schwierigen Aufgabe stehen, Fakten von Fiktion zu unterscheiden - bleibt das in Museumssammlungen enthaltene Wissen ein eklatantes Manko. Offen zugängliche Sammlungen geben Museen die Möglichkeit, das Open-Data-Ökosystem zu stärken und ihre Position als vertrauenswürdige Quelle für Informationen zum kulturellen Erbe zu festigen.

Entdecke die Meta-Suche




Katjana Berndt

Katjana Berndt